Du interessierst dich für Frauenrechte und möchtest wissen, wie ein Frauentag in Argentinien abläuft? Super, denn ich stelle hier meine persönlichen Eindrücke über den vergangenen Frauentag in Córdoba vor.
Laut dem deutschen Ärzteblatt sterben weltweit ca. 22.000 Mädchen und Frauen an den Folgen eines laienhaften Schwangerschaftsabbruches. Um auf die Missstände aufmerksam zu machen und somit eine Gesetzesänderung zu bewirken, wird in Argentinien besonders am Frauentag demonstriert.
Als ich vergangenen Sonntag spät abends auf dem Heimweg war, kam ich an einem großen Platz vorbei und bemerkte nur durch Zufall, dass dieser gefüllt mit einer feiernden Menschenmasse war. Daraufhin registrierte ich, dass es anlässlich des vergangenen Frauentages in Argentinien sein muss, der übrigens ganz anders zelebriert wird, als ich das aus Deutschland kenne.
In diesem Jahr fiel der Frauentag in Argentinien auf einen Sonntag, an welchem einige Demonstrationen stattfanden. Friedlich und fröhlich, mit Musik und Plakaten, wurde auf die derzeitige Situation bezüglich der Frauenrechte aufmerksam gemacht. Um die Bedeutung der Frau im alltäglichen Leben, auf der Arbeitsebene sowie in allen weiteren Bereichen zu untermalen, fanden am Montag während der eigentlichen Arbeitszeit weitere Demonstrationen statt. Am Patio Olmos, einem zentralen Platz in Córdoba versammelten sich viele Frauen, um die Demos zu starten und am Abend wurde noch bis in die Nacht hinein gefeiert. Es glich einem Fest, denn es wurde gesungen, getanzt und gefeiert und die traditionellen Trommeln, los Bombos, kamen auch zum Einsatz. Der Platz war fast ausschließlich gefüllt mit Frauen, die grüne Kopftücher meist um den Rucksack oder den Arm gewickelt hatten. Durch Zufall kam ich an dem Platz vorbei und war sofort beeindruckt von der Präsenz und der Stimmung, die ausgelassen war und zugleich große Emotionen übermittelte. Für mich war dieser Moment sehr bedeutsam, denn ich konnte sehr gut bemerken, wie stark hier für die Rechte eingestanden wird. In dieser Situation übermittelte die Masse von Frauen eine riesige Kraft, das fand ich sehr beeindruckend.
Das zuvor erwähnte grüne Tuch – el pañuelo verde – ist ein Zeichen für die Befürwortung der Legalisierung der Abtreibung. Viele Frauen treiben illegal ab und leiden an gesundheitlichen Folgen, besonders die ärmeren Frauen greifen zu radikalen Methoden, wie beispielsweise der Verwendung von Säure oder Kleiderhaken und sterben an den Folgen. Mit der Möglichkeit einer legalen Abtreibung soll dieses Sterben verhindert werden.
Wenn ich durch die Straßen laufe, sehe ich sehr viele junge Frauen mit einem grünen Tuch ausgestattet, nicht nur anlässlich des Frauentages in Argentinien. Sie sind ein Symbol für den Kampf und die Wehr gegen eine vorherrschende Macht. Die Tücher als Zeichen haben einen historischen Ursprung, denn erstmalig in den 70er Jahren machten Frauen auf ihre gestohlenen Kinder während der Militärdiktatur aufmerksam, indem sie an derPlaza de Mayo in Buenos Aires mit weißen Kopftüchern protestierten. Eine weitere Bewegung, die auf die Gewalt an Frauen aufmerksam macht, lautet Ni una menos – „Keine weniger“. Um die Unterstützung zu signalisieren, wird ein violettes Tuch getragen. Davon waren auch viele am Frauentag in Argentinien zu sehen.
Mithilfe dieser Tücher haben alle die Möglichkeit, zu symbolisieren, was sie bezüglich dieser politischen und gleichzeitig gesellschaftlichen Themen fordern und somit besteht die Möglichkeit, dass dies in Gesetzesvorschlägen realisiert werden kann. In meinen Augen übermitteln die pañuelos Stärke und Entschlossenheit. Sie sind ein Symbol für Zusammenhalt, den ich so in Deutschland noch nicht beobachtet habe.